„Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft“, schrieb Franz Grillparzer schon im 19. Jahrhundert. Seit dieser Zeit hat sich einiges geändert. Wasserklosetts erleichtern unser Leben, die Glühbirne brachte elektrisches Licht, Menschen flogen zum Mond und Chirurgen transplantierten ganze Herzen. Ein unglaublicher Fortschritt!
Nur in Sachen Eifersucht hat sich nichts geändert. Das bohrende Gefühl plagt uns noch genauso wie vor 150 oder gar 3000 Jahren. Sogar die auslösenden Situationen sind ähnlich. Wurde Fräulein Germanin nervös, wenn ihr Auserwählter einer anderen Ziegenhirtin hinterher stierte, so gerät Herr Neuzeit in Zorn, wenn die „Seine“ den gutaussehenden Kellner anlächelt.
Immer geht es um Verlustängste, um Angst vor dem Vergleich und Zweifel an sich selbst. Zusätzlich schleppen wir emotionale Rucksäcke mit uns herum. Schmerzhafte Erfahrungen mit unzuverlässigen Menschen oder Ablehnungserlebnisse als Kind. Mit diesem „Gepäck“ ist es nicht verwunderlich, dass wir reagieren, wenn uns ein vermeintlicher „Besitzanspruch“ streitig gemacht wird. Und wie wir reagieren! Vehement und meist vollkommen überzogen. Eifersucht ist für beide Partner gleichermaßen belastend.
Der eine fühlt sich hintergangen und betrogen, der andere ungerecht behandelt und angekettet. Nur eine Emotion haben sie gemeinsam: Jeder fühlt sich missverstanden. Das Mißtrauen wird zum Dauerstress, der oft erst bei der Trennung endet. Doch das muss nicht sein. Gemeinsam können Paare lernen, die Eifersucht zu verbannen.
Der erste Schritt ist einfach: Reden. Offene Gespräche schaffen Klarheit. Wie möchte man die Beziehung gestalten? Welche Freiheiten gibt man sich? Was ist okay – und was eben nicht mehr? Wer will, kann gemeinsame Regeln aufstellen. Aber selbstverständlich nur, wenn beide Partner mit ihnen einverstanden sind.
Gleichzeitig sollte ins eigene Selbstwertgefühl investiert werden. Dieses darf nicht von der Gunst des Geliebten abhängig sein. Stattdessen sollte man auch in anderen Lebensbereichen Bestätigung suchen sowie eigene Hobbys und Freundschaften pflegen. Denn pauschal gilt: Je unabhängiger, desto eifersuchtsloser.
Das Wichtigste kommt zum Schluss. Und auch das Selbstverständlichste. Doch im Alltagsgefecht vergessen viele Paare, dass die Zauberformel „Zuwendung“ heißt. Wenn sie ihre Liebe zeigen, wenn sie aufmerksam und zärtlich sind, dann geben sie sich Sicherheit. Dann vermitteln sie das Gefühl: Ich bin für Dich da. Und wer muss eifersüchtig sein, wenn er weiß, dass er geliebt wird?
In diesem Sinn kann man die Eifersucht als Chance betrachten. In Japan gilt sie sogar als „Seele der Liebe.“ Denn sie hat auch positive Eigenschaften. Indem sie das Bemühen umeinander verstärkt, kann sie die Partnerschaft beleben. Man muss nur das gesunde Mittelmaß finden. Nur. Wenn das so einfach wäre…
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