Hier auf der Seite finden an manchen Ecken wirklich tolle Diskussionen statt und ich bin stolz darauf, dass der Umgangston stets ein freundlicher ist und die Leser sehr geistreiche Sachen schreiben.
Erst vor ein paar Tagen habe ich wieder etwas wunderbares gelesen, das einfach einen eigenen Beitrag verdient.
Die Diskussion um den Artikel über Elke Heidenreich zum Anlass genommen, machte sich die Autorin Ursula Prem sich ihre Gedanken um ein überkritisches (?) Volk. Ein Kommentar, den, so finde ich, jeder lesen sollte:
Die strenge Trennung zwischen Gefühl und Intellekt, zwischen Unterhaltung und Kunst, zwischen U- und E-Musik, zwischen Schund und Kultur scheint mir eine sehr deutsche Krankheit zu sein. Die deutsche Mentalität benötigt klar definierte Schubladen, sonst steht sie den vielfältigen Erscheinungen des Lebens relativ hilflos gegenüber. Wir sind ein Volk mit dem Geist einer Superhausfrau, die bereits ein unangenehmes Kribbeln im ganzen Körper verspürt, wenn nicht alle Handtücher Kante auf Kante gefaltet und nach Farben sortiert sind.
Wer also ordnet für uns all die bunten, eigentlich nicht kategorisierbaren Ausdrucksformen mehr oder weniger künstlerisch veranlagter Geister? -Richtig! Die Kritiker! Wir haben unsere Urteilsfähigkeit an sie delegiert und uns deren fremde Brillen aufgesetzt, durch die wir nun die Welt betrachten. Dass ein Dieter Bohlen nicht zwangsläufig blöd sein muss (ich gehe davon aus, dass eher das Gegenteil der Fall ist!), klassische Werke nicht zwingend altbacken daherkommen müssen (man erinnere sich an den Sex-Appeal eines Leonard Bernstein, der es spielend mit jedem Rockstar aufnehmen konnte), dass auch manche literarische angebliche “Massenware” von tiefer, ehrlich empfundener Lebenskenntnis des Autors zeugen kann (man lese nur den 7. Band von Harry Potter!), dass selbst der alte Goethe nicht unbedingt “oll” ist, nur weil man in der Schule mit ihm “gequält” wurde, dies alles sind Erkenntnisse, die dem “geordneten deutschen Geiste” zuwiderlaufen. Und eben aus diesem Grunde, weil sie das Fassungsvermögen vieler Menschen übersteigen, haben wir die “Kritiker” auf den Plan gerufen.
Bei aller blutleeren Theoretisiererei, die sich in unserem Lande breitgemacht hat, sollten wir aber eines nicht vergessen: Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. Man mag eine Sendung wie DSDS grottendoof finden. Und vielleicht ist sie das sogar wirklich. Dennoch gibt das Erlebnis DSDS etlichen jungen Menschen die Möglichkeit zur Selbsterfahrung bzw. zum Austesten ihrer Grenzen, und zum Kennenlernen einiger der niedrigsten Instinkte, welche die menschliche Natur kennt. Sie sammeln so ein unbezahlbares Kapital für ihr zukünftiges Leben. Denn, nicht wahr: Der Erleuchtung ist es egal, auf welchem Wege du sie erlangst!
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